Die Verbindung der Wassermannsage mit den ersten bergbaulichen Aktivitäten am Steirischen Erzberg:
Von den lange Zeit kolportierten Bergbauaktivitäten in der Epoche der Römer ist Abstand zu nehmen. Ein Beginn der frühesten montanistischen Tätigkeiten dürfte wohl um das Jahr 1000 zudatieren sein. Hierzu habe ich eine Beschreibung des Kaiserlichen Marktes Vordernberg aus dem Jahre 1663 im Steirischen Landesarchiv eingesehen und hierbei zeigte sich: Nicht 1665, sondern aufgrund einer handschriftlichen Notiz darauf, „1673“ ergibt sich die als legendäre Datierungszahl oftmals genannte Jahreszahl 712 anstelle des meist kolportieren Jahres 704.
Der Text hierzu lautet:
Nachdem aber ungefähr vor 961 Jahren – der edle – dem ganzen Land Steyer sehr hoch erträglich und überaus nutzbare Eisenstein an dem gesegneten Ertzberg erfunden worden, und anfänglich anderthalb Stunden weit von solchem Erzberg herauswärts kleine Schmelzhüttlein
gleich unterhalb des hohen Weegs der Präbichl genannt, erbauet worden, allwohin vor auch das kaiserliche Amthaus neben anderen Häusern gesetzt.
Wohl nicht von ungefähr wird dieses wichtige Ereignis mit der sogenannten „Slawenmission“ der Salzburger Bischöfe in Zusammenhang gebracht. Neben der bischöflichen Residenzstadt an der Salzach kam hierbei auch der Maximilianszelle bei Bischofshofen eine besondere Bedeutung zu. In der Salzburger Historiographie berichten sowohl die „Notitia Arnonis“ als auch die „Breves Notitiae“– beide entstanden zwischen den Jahren 780 und 790 nach der Erhebung Salzburgs zum Erzbistum – über die legendäre Gründung der Maximilianszelle: Zwei Brüder sahen seltsame Lichtzeichen und in den „Breves Notitiae“ wurde der gesamte Ort von einem lieblichen Duft erfüllt. Neben der geistlichen Residenzstadt Salzburg wurde die Maximilianszelle bei Bischofshofen das zweite Zentrum der Slawenmission. Am Ende des Sechsten Jahrhunderts erreichten die Slawen aufgrund ihrer vagierenden Wanderbewegungen auch die Steiermark.
Bergbau war dem Volk der Slawen jedoch keineswegs unbekannt. Sie setzten wohl ältere und bekannte Bergbaue weiter fort und diese lieferten ihnen die eher kleinen Mengen für den „Hausgebrauch“ und sind wohl die im Bericht genannten „kleinen Schmelzhüttlein südlich des Präbichl“. Somit fiele auch die Zeit des Bergbaues am Erzberg mitten in die Zeit der Salzburger Slawenmission.
Auffällig ist hierbei, dass dieses Datum gleich dreimal seinen schriftlichen und bildlichen Ausdruck gefunden hat.
Die vom Kammergrafen Disamas Franz Graf Dietrichstein (1744 bis 1803) im Jahre 1782 gestiftete Dietrichsteinsäule am Erzberg, und die „Annales Styrenses“ des Valentin Prevenhuber aus 1747 nennen ausdrücklich das Jahr 712 als Anbeginn der bergbaulichen Tätigkeiten auf dem Steirischen Erzberg, während die Tafel auf der Rötzhube ausdrücklich das Jahr 704 als deren Beginn verzeichnet.
Was würde näher liegen als eine alte geschichtliche und legendäre Tradition mit einem mystischen Wassergeist aus einem nahe gelegenen See zu verbinden und dadurch logisch zu erklären?
Ein Artikel von Dr. Phil. Peter Kneissl
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