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Die Heilige Euphemia und die Tempelritter

Liebe Leser und Gefährten,

ein herzliches Hallo aus den Weiten Kroatiens, wo wir uns nur knapp vor einem wütenden Unwetter in Österreich in Sicherheit bringen konnten. Bedauerlicherweise erreichten uns Nachrichten von Freunden, deren Häuser dem Sturm und Hagel zum Opfer gefallen sind. Unsere Gedanken sind bei ihnen, und wir hoffen, dass sie trotz der Naturgewalten unversehrt sind!

Nun sind wir hier in Umag, einem bezaubernden Küstenstädtchen, das uns ein Häuschen direkt am goldenen Strand bietet. Doch unser Aufenthalt hier ist nicht nur dem süßen Nichtstun und Badevergnügen gewidmet, sondern einer geheimnisvollen Mission der Forschung.

Vor einigen Wochen erhielt ich eine Nachricht von einem befreundeten Ritter, der mir von einem Treffen mit dem Orden der Eiche berichtete – eine Gelegenheit, der ich sofort zustimmte. Das Treffen sollte in Triest stattfinden, und so beschlossen wir, unsere Forschungsexpedition mit einem Abstecher nach Kroatien zu verbinden – natürlich in Begleitung von Freunden und Familie, die wir in dieses aufregende Unterfangen eingeweiht haben.

Und so begaben wir uns auf eine atemberaubende Reise, um neben dem Badevergnügen auch die mysteriösen Orte in Umag, Pula, Rovinj und anderen magischen Örtlichkeiten zu erkunden. Jeder von ihnen schien eine geheimnisvolle Aura zu besitzen, die unsere Abenteurerherzen höher schlagen ließ.

Doch heute möchte ich euch einen ganz besonderen Platz vorstellen, den wir mit neugierigen Augen und klopfenden Herzen erforschten: eine verborgene Stätte, die uns eine Verbindung zu den sagenumwobenen Templern offenbarte. Das Flüstern der Geschichte, das zwischen den antiken Mauern und geheimnisvollen Symbolen verweilte, erzählte von vergangenen Riten und fesselnden Geheimnissen.

 

KROATIEN TEIL 1 - DIE HEILIGE EUPHEMIA UND DIE TEMPELRITTER

Die Kirche 

 

An der Spitze der Altstadt Rovinjs liegt die Kirche der heiligen Euphemia. Sie ist ein typisches Bauwerk des venezianischen Barockstils. Es ist das größte und bedeutendste Denkmal in der Stadt Rovinj. Die Kirche wurde zwischen den Jahren 1725 und 1736 auf den Fundamenten älterer heidnischer Gebetsstätten erbaut. Im Zeitalter des antiken Roms war der Tempel vermutlich der Göttin Fortuna gewidmet. An ihrem Standort befand sich dann bis zum 10. Jahrhundert eine Kirche, die dem heiligen Georg geweiht war und der seit dem  achten Jahrhundert Konpatron der Pfarrei ist. Dessen Statue befindet sich auf dem Hauptaltar der Kirche. Die Rovinjer Kirche wurde im Jahr 832 vom Bistum Pula getrennt und dem Patriarchat von Aquileja unterworfen. 1)

 

Der Glockenturm mit seiner Statue der Hl. Euphemia auf seine Spitze ist schon von weitem zu sehen. Die Kirche wurde zwischen 1725 und 1736 an der Stelle einer kleineren Kirche gebaut und beherbergt die sterblichen Überreste der Heiligen Euphemia, der Schutzpatronin Rovinjs. Euphemia wurde während der Zeit der Christenverfolgung unter Kaiser Diokletian wegen ihres Glaubens 303 v. Chr. zum Tode verurteilt. Zwei große Wandbilder neben dem Sarkophag zeigen Szenen von der Ankunft des Sarkophars in Rovinj und wie die Hl. Euphemia von Römern den Löwen zum Fraß vorgeworfen wurde. 1a)

 

Die Länge an der Außenseite beträgt 51,11 Meter und die Breite 30,26 Meter. Das mittlere Kirchenschiff ist 17,71 Meter hoch und die Höhe der beiden Seitenkirchenschiffe betragen 10,11 Meter 2)

 

1883 wurde die Frontpartie der Kirche im Stil venezianischen Barocks neu ausgebaut 3)

 

Im Jahre 1650 wurde beschlossen, den alten Glockenturm abzureißen und ihn durch einen neuen zu ersetzen. Vorbild des erneuerten Campaniles in Rovinj war der Campanile San Marco in Venedig. Er wurde 1677 fertig gestellt und ist 60 Meter hoch. Auf der Spitze des Turms befindet sich eine Statue der heiligen Euphemia. Sie wurde im Jahre 1758 in Bronze gegossen und ist 4,70 Meter hoch. Die Bronzestatue dreht sich um ihre eigene Achse und zeigt mit der rechten Hand die Windrichtung an. 4)

 

 

Die Legenden 

 

Auf der ganzen Welt gibt es viele Legenden über das Leben und den Tod der Märtyrerin Euphemia, aber ihre Werke und ihre Gestalt werden besonders in einer kleinen istrischen Stadt verehrt. In der Tat haben Sie in Rovinj, in der Pfarrkirche des Hl. Juraj und der Hl. Euphemia, die Gelegenheit den gut erhaltenen Körper der Heiligen zu sehen. Spitzen Sie die Ohren, hören Sie was Ihnen Rovinjs Bewohner über die Schutzpatronin ihrer Stadt zu erzählen haben….  5)

 

Die Kirche von St. Euphemia (auch bekannt als Sveta Fuma) ist das berühmteste Denkmal von Rovinj. Das heutige Barockgebäude wurde zwischen auf dem Gelände einer alten mittelalterlichen Kirche erbaut.

 

Euphemiakirchen selber gibt es jedoch mehrere ! Diese sind unter auch  Bezeichnung von Kirchen, Kapellen oder Klosterkirchen, die dem Patrozinium der hl. Euphemia von Chalkedon, einer Märtyrin in Konstantinopel, unterstellt sind. Die Hauptkirche dieser ist djedoch vorzufinden in Rovinj. 6)

 

Im Jahr 800 begannen die Kirchenglocken am frühen Morgen aufgeregt zu läuten. Die Bewohner strömten alle ins Meer. Ein Marmorsarkophag schwebte wie ein Steinschiff hinein. Die betäubten Bewohner von Rovinj versuchten, das Steingrab mit Pferde- und Ochsenkutschen in die Stadt zu ziehen, aber vergeblich. Weder die starken Muskeln noch der menschliche Verstand halfen - es brauchte einen Akt Gottes. Die Heilige stellte sich nur einem kleinen Jungen vor und sagte: "Ich bin Euphemia von Chalcedon und ich habe Jesus mit Blut verlobt. Du wirst die Steinarche mit deinem Körper herausnehmen“. Und in der Tat nutzte der Junge seine Wochenkälber vor der erstaunten Menge und zog den Sarkophag bis zur Kirche auf dem Hügel der Stadt. Sie öffneten es dort und sahen den regungslosen Körper eines schönen Mädchens. Neben ihr war eine Schriftrolle aus Pergamentpapier mit diesen Worten darauf geschrieben: Hoc est corpus Euphemiae SancteDies ist der Lehord der heiligen Euphemia, einer jungfräulichen Märtyrerin von Chalcedon, die am 16. September des Jahres unseres Herrn 304 in den Himmel geboren wurde. Erstaunlicherweise beginnt jede Geschichte über Rovinj immer noch mit der Geschichte von St. Euphemia, über 1200 Jahre nach seiner Gründung. Der Märtyrer von Chalcedon ist nicht nur immer noch ein gefeierter Wächter der Stadt, sondern auch die Legende von St. Euphemia ist mit der Suche nach versteckter Bedeutung des Beginns des Tourismus in Rovinj verbunden. Zufälligerweise ist Rovinj an ihrem Tag, dem 16. September, immer zum größten Treffpunkt Istriens geworden. 7)

 

Wer war Euphemia

 

Euphemia von Chalkedon war eine frühchristliche Jungfrau und die im 3. Jahrhundert unter der Herrschaft der Kaiser Diokletian und Maximian lebte. Weil sie sich während der Christenverfolgungen offen zu ihrem Glauben bekannte, sollte sie auf Befehl des Prokonsuls Priscus gefoltert werden. Der Legende nach wurde Euphemia an den Haaren aufgehängt und sieben Tage zwischen Steine gepresst. Nahrung wurde ihr verwehrt. Ein Engel ernährte sie in dieser Zeit, dann zerfielen die Steine zu Staub und Euphemia war frei. Sie wurde im Hippodrom von Byzantion in eine Grube mit wilden Tieren geworfen, doch diese taten ihr nichts. Ein Henker, der in die Grube sprang und Euphemia mit einem Dolch erstach, wurde von den Tieren zerfleischt. Begraben wurde Euphemia mit allen Ehren. Im 13. Jahrhundert befand sich die Schädelreliquie der hl. Euphemia in der Templerburg Athlit (x) , wohin sie „wundersam versetzt worden war“, vielleicht während der Plünderung von Konstantinopel während des vierten Kreuzzuges. Die Templer pflegten die Reliquie mit ihren Gürteln zu berühren. 1291 wurde die Reliquie nach Zypern in das Schatzhaus des Ordens in Nikosia gebracht und gelangte nach Auflösung des Ordens in den Besitz der Johanniter. 8)

 

(x) Château Pèlerin (auch Chastel Pelerin, lateinisch Castrum peregrinorum, Pilgerburg, Burg Pelerin oder Festung Atlit genannt) ist eine Kreuzfahrerburg in unmittelbarer Nähe der Ortschaft Atlit in Israel. Die Burg wurde 1218 durch die Tempelritter erbaut. Auf dem Festland war das Château Pèlerin die letzte Festung der Kreuzritter im Heiligen Land und die Einzige, die nie von einem Feind erobert wurde. Am 14. August 1291 gaben die Templer die Burg auf und zogen sich nach Zypern zurück. 8a)

 

Mit der Aufgabe der beiden Templerburgen Tortosa in Syrien und Atlit in Israel wurde die 200jährige Kreuzzugsepoche beendet, denn die Christen hatten nach der blutigen Aufgabe von Akkon, der Hauptstadt des Königreich Jerusalem, gegen den mamlukischen Sultan Chalil am 18.Mai 1291 nichts mehr entgegen zu setzen. Daher wurden die beiden Templerburgen und -städte ( Tortosa am  3.August 1291, Atlit am 14.August 1291) nach Verhandlungen in der Folge gegen freies Geleit friedlich übergeben. 8b)

 

 

Quellennachweise 

 

1) Vgl.http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858/A/Euphemia,+S.+%289%29, Vollständiges Heiligen-Lexikon,  Band 2. Augsburg 1861, S. 114.http://www.zeno.org/nid/20002936178, abgerufen am 12.06.12. 

 

1a)  https://www.istrien.com/kirche-st-euphemia-rovinj/

 

2) http://www.rovinj-online.net/kirche-der-heiligen-euphemia?lang=de, abgerufen am 12.06.2012. 

 

3) Vgl. http://www.kroistra.de/index.php?option=com_content&view=article&id=98&Itemid=129, abgerufen am 12.6.2012. 

 

4) Ebda

 

5) https://www.valamar-experience.com/de/erlebnis/attraktionen/kirche-der-hl-euphemia/

 

6) https://de.wikipedia.org/wiki/Euphemiakirche

 

7) https://www.rovinj-tourism.com/en/discover/art-and-culture/interesting-historical-facts/494

 

8) https://de.wikipedia.org/wiki/Euphemia_von_Chalkedon

 

8a) Jonathan Riley-Smith: The Crusades. A Short History. Athlone 1987, ISBN 0-485-11305-8.

 

8b) https://www.burgenkunde.de/museum/ger/Mittelalter/Vitrinenmodelle/Modelle_M_1_zu_500/Burg_Atlit_Israel.htm

 

 

 

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Im Schatten der alten Eichen und an den Ufern der Adria setzen wir unsere Suche nach Wissen und Erkenntnissen fort. Gemeinsam gehen wir voran, bereit, uns den Herausforderungen zu stellen und das Unerforschte zu entdecken.

Bleibt gespannt, liebe Leser, und ich freue mich, euch schon bald von weiteren aufregenden Entdeckungen zu berichten!

In Erwartung weiterer Abenteuer grüße ich euch herzlich aus Kroatien,

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Kommentare: 1
  • #1

    Joerg Wehofsich (Donnerstag, 27 Juli 2023 00:19)

    Toll gemacht, sehr bildlich geschrieben ��