Sagen aus der Welser Heide
Doch blicken wir zurück nach Oberösterreich. In diesem Zusammenhang möchten wir die „Welser Heide“ besprechen. Ein Gebiet in Oberösterreich, das im Alpenvorland, etwa von Lambach bis Hör- sching, an der sogenannten Traun liegt und welches es in den beiden Weltkriegen besonders schwer hatte.
In diversen veröffentlichen und unveröffentlichten Sagen aus der Umgebung finden wir Erzählungen aus der Stadt Wels, die entsprechend zur Welser Heide passen würden. Hier wird beispielsweise “das blutende Moor“ oder „rote Moor“ erwähnt.
Das rote Moor bei Wels
Bei Wels stand eine Mühle am Waldesrande. Eines Nachts weckte den Müller Wagengerassel, Pferdegetrappel, Katzengeschrei und ver- worrener Stimmenschall. Der wachsame Haushund bellte wütend und um die eigene Angst zu unterdrücken, feuerte ihn sein Herr noch an. Als sich der Lärm gelegt hatte, erschien eine dunkle Gestalt am Fenster und rief dem Müller mit heiserer Stimme: "Komm her, Hans! Du hast uns heute mit deinem Hunde jagen geholfen, da hast du dafür ein Stück Wild!" Durch das Fenstergitter wurde ein großes Stück Fleisch in die Stube geschoben. Am Morgen sah der Müller mit Grauen das unheimliche Geschenk und warf es in den Mühlbach. Als er aber wieder in die Stube zurückkam, war es am alten Platze. Hunde und Schweine ließen es unberührt, auch das Vergraben im Garten half nichts. Da riet ihm der Pfarrer, es im roten Moor zu vergraben. Der Müller tat es und war von dem unheimlichen Wildbret befreit. (31) (Nacherzählt aus dem Oberösterreichischen Sagenbuch, Hg. von Dr. Albert Depiny, Linz 1932)
Ein elementarer Bestandteil der Landschaftsmythologie und der Mythenforschung ist es, Sagen und Legenden zu finden und in die For- schung einzubinden. Im Bereich von Wels und Umgebung ist es allerdings eine sehr hartnäckige Herausforderung, tatsächlich etwas herauszufinden. Darüber waren Claras und ich uns einig. Denn man muss wissen, dass heute keinerlei Sagen aus und über Wels mehr im Volke lebendig sind. Warum die Sagenwelt seit etwa 40 Jahren in Vergessenheit geraten ist, sei dahingestellt. Wichtig wäre jedoch, zu erwähnen, dass Sagen, Mythen und Legenden einen wichtigen Bestandteil der Seele eines Ortes darstellen. Spannend an dieser Sage über das rote Moor ist unter anderem das immer wiederkehrende „Moor“ das „bei“ und nicht „in“ Wels beschrieben wird. Ja, selbst hier wird es als „rotes Moor“ bezeichnet. Historisch belegt ist jedoch in diesem Zusammenhang, dass in früheren Zeiten die Traun häufig aus ihrem Flussbett trat und genau wie zahlreiche Nebenarme Überschwemmungen auslöste. Doch in der Stadt Wels kann man nicht von einem „Moor“ sprechen. Weiterführende Recherchen in diesem Zusammenhang ergaben jedoch, dass sich ein solches Moor in der Welser Heide befunden haben könnte. Hier in diesem Landstrich kann man sehr wohl von einem Moor sprechen. Von einem Moor, das aufgrund seiner Geschichte rot und blutdurchtränkt gewesen sein könnte.
Ähnlich wie es die Geschichtsschreibung über die „Walser Heide“ berichtet. Dazu ist anzumerken, dass die „Walser Heide“ zum „Walser Feld“ unbenannt wurde. Der Heimatforscher aus Salzburg erklärte uns, dass der Grund der Umbenennung unter anderem ein Brief von Jakob Lechner aus dem Jahr 1912 an das „Salzburger Volksblatt“ war, mit der Beschwerde dies in Zukunft abzuändern. Interessant ist in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass dieser Jakob Lechner ein Träger des „Ordens der Eisernen Krone III. Klasse“ und des mysteriösen „Franz Joseph Ordens“ war, der teilweise in Verbindung mit den neuzeitlichen Tempelrittern oder auch Freimaurern stand, was wiederum einige Hinterlassenschaften aus seinem Erbe be- zeugen. Nach eingehenden Recherchen konnte uns der Salzburger auch sa- gen, dass dieser Jakob Lechner damals zum k. u. k. Hofrat ernannt wurde, in welcher Position er für das Kriegsgefangenenlager Marchtrenk in den Jahren 1914 bis 1918 zuständig war.
Nun, Claras und ich stellten uns an dieser Stelle die Frage, ob man doch anhand dieser Geschichten eventuell eine Ableitung zu einem „roten Moor“ in der Welser Heide finden könnte. In Anbetracht der Geschichtsschreibung und den immerwährenden Schlachten in der Welser Heide war dieser Gedanke gar nicht so abwegig. Des Weiteren war es eine verrückte Tatsache, dass Jakob Lechner Freimauer gewesen sein könnte und in Marchtrenk etwas zu sagen gehabt hatte. Anhand der Geschichte konnten wir tatsächlich auch eine Bezeichnung heranziehen, die an die schweren Zeiten zurückerinnert und ebenso mit einigen Legenden verwoben scheint. Während der besonders schweren Kriegszeit erblickte der soge- nannte „eiserne Tisch von Marchtrenk“ das Licht der Welt. Kriegsgefangene fertigten 1915 diesen kunstvollen Tisch, der, von Spendern finanziert, mit Metallplättchen, die ihren Namen trugen, beschlagen. Mithilfe dieser Spenden unterstützte Marchtrenk die Kriegswaisen und Kriegswitwen, sowie erwerbsunfähige Soldaten. (31 a) Wahrlich ein Unikat in ganz Österreich, dieser eiserne Tisch. Ein ähnliches Unikat wie der runde Tisch aus der Sage von Karl dem Großen.
Claras und ich staunten nur. Wir erinnerten uns an die Herz-Jesu- Kirche in Wels und wussten bereits von der Symbolik in den Glasmalereien des Kreuzganges. Das Bild zu „Schlachtopfer der Sünder" mit dem dargestellten Lamm/Osterlamm.
War dies nun der Beweis dafür, dass mit der Fahne der Kreuzritter die Überwindung des Todes und die Wiedergeburt eines „Neuen Zeitalters“ dargestellt wurde? Also eines goldenes Zeitalters, das nach Marchtrenk zum blasonierten Wappen des Wolfes verweist - und das von Wels aus gesehen in Richtung Osten? Also ein Hinweis darauf, dass sich genau in diesem Ort ein Mysterium der geöffneten Schriftrollen der sieben Siegel darstellt? Nun, angesichts des heiligen Birnbaums konnten wir auch dieses Puzzleteil nicht mehr ignorieren. Vor allem deshalb, weil der Dombaumeister der Herz-Jesu-Kirche in Wels nachweislich in einem mysteriösen Ritterorden tätig gewesen war.
Kommentar schreiben