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Die Böhmische Vampir-Prinzessin

ELEONORE AMALIE SCHWARZENBERG (1682 bis 1741)

 

Krumau in Böhmen, wohl 2009:

 

Wie groß war die Aufregung und Spekulationsfreude, als man im Jahre 2009 an einer Ausfallsstraße von Krumau drei sonderbar beigesetzte Skelette entdeckte! An den Gebeinen war an sich nichts Aufsehenerregendes – lediglich der Umstand, dass alle drei (laut forensischer Untersuchung zwei Frauen und ein Mann) eine flache Tafel Marmor zwischen ihre Zähne geklemmt hielten!

Was mochte das nur bedeuten?

 

Solche Praktiken kannte man gewiss als höchst wirksame Abwehrmaßnahme gegenüber Vampiren und Untoten.

Aber hier in Böhmen? Die Wissenschaft stand wahrlich vor einem neuen Rätsel. Was hatte die morbide Entdeckung zu bedeuten? Es schien sich zunächst keinerlei brauchbarer Erklärungsansatz anzubieten. Dabei brauchte man gar nicht weit zu blicken: Hinauf in die zur Festung ausgebauten Burg von Krumau (Cesky Krumlov) hätte genügt um dort einer Frauengestalt ansichtig zu werden, welche man nur allzu leicht mit einer Untoten und noch manch anderem Unheimlichen in Verbindung brachte: Eleonore Amalie Fürstin Schwarzenberg, geb. Lobkowicz (1682 bis 1741).

 

Die ganz im Sinne ihrer Zeit konventionell erzogene junge Prinzessin wurde schließlich mit dem einigeJahre älteren Erbprinzen Schwarzenberg vermählt und bezog die prunkvolle Residenz von Schloss Krumau. Das Ehepaar führte ein prunkvolles Hofleben mit Jagd, Repräsentation und prunkvollen Festen. Lediglich der lang ersehnte männliche Stammhalter wollte sich nicht einstellen. Als auch zahlreich konsultierte Ärzte diesen jammervollen Zustand nicht zu ändern vermochten nahm Eleonore zu einem alten Mittel der Volksmedizin Zuflucht: Sie ließ im Zwinger von Krumau Wölfe halten und ließ die sich dort befindlichen Wölfinnen regelmäßig melken, um durch den regelmäßigen Konsum von Wolfsmilch die Empfängnis eines männlichen Erben zu begünstigen. Und tatsächlich: Im Alter von immerhin 41 Jahren schenkte die Fürstin Schwarzenberg ihrem Sohn das Leben. Eine fürstliche Ehe, die zudem nur mit zwei Kindern, einem Sohn und einer Tochter geziert worden war – daran konnte etwas nicht stimmen.

 

Der Fürst Schwarzenberg starb jäh und unvermittelt bei einem Jagdunfall. Die Witwe zeigte nie sonderlich viel Interesse an der Aufklärung der genauen Tatumstände. Auch dies ein höchst verdächtiges Indiz! Nach dem Ableben des Fürsten Schwarzenberg wurde die Fürstin, welche kaum noch die Burg Krumau verließ zu einer zusehends unheimlichen Figur: Wohl von zahlreichen Krankheiten und.Leiden befallen sah man sie in den Nächten auf der Mantelbrücke herum gehen, begleitet vom Kerzenschein. Auch gingen bei ihr obskure Subjekte wie Wahrsager, Gesundheiler und viele andere halbseidene Kreaturen ein und aus, welche für eine Fürstin wohl wahrhaft kein Umgang sein konnten! Desgleichen ließ sich die Fürstin Schwarzenberg aus Italien und aus dem Orient seltsame Arzneien kommen wie Nautilus, Krebsaugen und vieles anderes obskures Zeug auch. Und dies laut den Rechnungsbüchern zu horrend hohen Preisen. Ja, Quacksalber und fragwürdige Existenzen hatten bei ihr stets regen Zulauf. Wichtige Gäste wurden freilich gar nicht mehr zur Audienz vorgelassen!

 

Erst kurz vor ihrem Tode im Jahre 1741 übersiedelte die seltsame Fürstin ins Palais Schwarzenberg nach Wien, wo sie starb. Auch ihre Obduktion war ein Mysterium: Zahlreiche der Innereien waren von unerklärlich viel Blut umgeben und brachten wohl das drei bis vierfache an Gewicht auf die Waage, als bei normalen Verstorbenen. Zudem verpflichtete man sämtliche Ärzte, welche bei der

Obduktion der Fürstin Schwarzenberg dabei waren mit 3.000 Talern zu völligem Stillschweigen. War Sie am Ende gar ein Vampir?

Diese Frage überrascht umso mehr, da bei ihr schon in jungen Jahren auffällige Bleichsucht beschrieben wurde. So entsprach sie mit ihrem schneeweißen Teint und ihrer abnormen Blässe voll und ganz dem Schönheitsideal der Barockzeit. Die ungewöhnliche Beisetzung erfolgte in Krumau und nicht in Wien, wohin der teure Leichnam wieder zurück gebracht worden war. In ihrer Gruft wurde über dem Sarg noch eigens ein Tonnengewölbe eingezogen, um eine eventuelle Auferstehung der Vampirfürstin zu verhindern!

Fürwahr war Eleonore Amalie Fürstin Schwarzenberg eine außergewöhnliche Frau – ob Vampirin oder nicht!

 

Ein Artikel von Dr. Peter Kneissl 

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