· 

Der Ritenraum in Louvre & Graf von St. Germain

.... Der mysteriöse Mann in Anzug und Krawatte folgte ihm als Erster. Hinter ihm ging der Professor voller Bewunderung für die Architek‐tonik und Bauweise. Nachdem die drei einen längeren Gang passiert hatten, eine Rolltreppe hinunter gefahren waren und schlussendlich noch mit dem Lift zwei weitere Stockwerke nach unten gefahren wa‐ren, standen sie vor einer verschlossenen Metalltüre im Keller der La‐boratorien. Der ältere Herr zog einen Schlüssel aus seiner verfransten Jackentasche und schloss die Türe auf. „Nun, ich wünsche euch einen schönen Aufenthalt und bedenkt – jedes unserer Erkenntnisse beginnt mit den Sinnen.“

Der Mann mit dem Aktenkoffer ging über die Türschwelle und bat den Professor, ihm zu folgen. Nach weiteren 20 Metern, die sie durch eine dunkle Tunnelröhre mit diffuser Beleuchtung zurücklegten, öff‐nete der geheimnisvolle Mann erneut eine schwere Metalltüre und ließ die beiden anderen Männer in den dahinterliegenden Raum ein‐treten. Neugierig blickte sich der Professor um und nahm den massi‐ven, hölzernen Kieferntisch in Augenschein, an dem leicht 30 Leute Platz nehmen konnten. Er erschrak, als die Türe hinter ihnen laut zu‐knallte und sich selbst automatisch verriegelte.

 

„Professor, haben Sie die leiseste Ahnung, wo Sie sich hier befinden?, erkundigte sich der mysteriöse Kontaktmann neugierig. Der Professor sah sich noch mal in dem Raum um und erwiderte. „Nein, ich habe keinerlei Idee, wo wir hier sind. Und ich kenne immer noch nicht Ihren Namen!“

 

Sein Gesprächspartner griff nach einem der Stühle an dem gewal‐tigen Tisch, der mitten im Raum stand, und nahm Platz. „Nun, Sie befinden sich in einer uralten, aufgelösten Kongresshalle der Freimau‐rer und der Illuminaten, Professor, sehen Sie sich um, die Symbole an der Decke und an den Wänden!“

 

Der Professor konzentrierte sich auf die Symbole und Inschriften an den Wänden, die er zunächst nicht im Einzelnen beachtet hatte, konnte diese jedoch weder deuten noch zuordnen. „Nun, ich war oder bin ja selber ein hochrangiger Freimaurer in Amerika, jedoch sind mir solche Symbole unbekannt! Sie sehen ähnlich aus, jedoch ...“, begann der Professor nachdenklich zu erklären. Ehe er ausreden konnte, fiel ihm jedoch der unbekannte Mann ins Wort „Wir befinden uns im Raum der alten Riten, Claras, hier ist der Beginn von allem, hier wurde Geschichte geschrieben. Von den Illumi‐naten, wie sie damals hießen, und den Freimaurern, wie es sie heute gibt.“ Der Professor stutzte. „Wieso damals? Die Illuminaten gibt es auch heute noch und ich kenne sie sogar.“ Jetzt musste sein Kontakt‐mann schmunzeln. „Professor Claras, sie sehen nicht das Große und Ganze! 

 

Das Gesicht des Professors war ein einziges Fragezeichen. Verwirrt setzte er sich jetzt ebenfalls auf einen der Stühle an dem wuchtigen Tisch. Als er gerade eine neue Frage stellen wollte, ging plötzlich eine kleine Türe an der Wand vor ihm auf. Ein Mann im Kapuzenumhang trat ein und ging zielstrebig auf ein hölzernes Rednerpult zu, das sich quasi in der Verlängerung der Stirnseite des ovalen Tisches befand. Er stieg auf das Podest, das hinter dem Rednerpult war, und ließ dort angelangt seine geheimnisvolle schwarze Kapuze fallen. „Antonio, was um Gottes willen ...“ Der Professor war kreidebleich im Gesicht, als er diesen Mann sah, von dem er sicher war, dass es sich um seinen Sohn handeln musste. Aber wie konnte das sein? Überwäl‐tigt wollte er auf ihn zugehen, doch seine Knie gaben nach und er fiel langsam zu Boden, direkt auf den glänzenden, mit Symbolen gespick‐ten Marmorboden vor dem hölzernen Rednerpult. „Antonio, wie kann das sein? Du bist doch tot! Im Meer ertrunken! Ist das real? Bist du es wirklich?“ Der Professor zitterte am ganzen Körper und konnte der Tatsache nicht ins Auge sehen, dass sein Sohn noch lebte.

 

Sein Sohn kam dem Professor entgegen und hielt ihm die Hand entgegen, um ihm aufzuhelfen. „Vater, unsere Mutter hat uns nach Frankreich geholt. Ich weiß, es mag für dich etwas absurd klingen, je‐doch ist es die Realität, die du erschaffen hast. Die Realität im Inneren der Erde. Die Realität, die zwischen deiner und unserer gelegen hat!“

 

Der Professor konnte sich in diesem Moment nicht erklären, wie ihm geschah. Aber er ergriff die Hand seines Sohnes, die sich sehr real anfühlte, und ließ sich von ihm aufhelfen. Dann standen sie sich ge‐genüber. Auge in Auge. Sein Sohn legte ihm eine Hand auf die rechte Schulter. „Vater, du warst fast fünf Jahre verschwunden. Meine Mutter hatte mir gesagt, dass du an den Pyramiden in Mexiko forschst. Es gab wäh‐rend dieser Zeit sogar eine Suchaktion, bei der jedoch nichts gefunden wurde. Keinerlei Spuren von euch. Die Suche wurde daher abgebrochen und ihr wurdet alle für tot erklärt! Für mich warst du tot, bis ich vor einigen Jahren in einem Bericht gehört habe, dass du mit der amerika‐nischen Regierung an diversen Technologien arbeitest.“

 

Stumm starrten sich Vater und Sohn einen Moment an. „Antonio, ich war niemals tot! Nach ca. fünf Monaten sind wir aus dem Inneren der Pyramide wieder ans Tageslicht getreten und ...“ Dem Professor ver‐sagte die Stimme und er hatte plötzlich Tränen in den Augen. Die Er‐innerungen an die damaligen Erlebnisse, Schmerzen und Erfahrun‐gen übermannten ihn.

 

Der Mann in Anzug und Krawatte winkte die beiden zu sich an den Tisch heran, stand selbst auf und öffnete seinen Aktenkoffer, den er schon die ganze Zeit über bei sich getragen hatte. Vater und Sohn ka‐men seiner stummen Aufforderung nach und traten neben den ge‐heimnisvollen Mann an den Tisch. „Professor, Ihr Sohn hat Sie für tot gehalten. Und als Sie nicht nach fünf Monaten, sondern wohlgemerkt nach fünf Jahren wieder auftauch‐ten, hatte Ihre Frau bereits beschlossen, alles hinter sich zu lassen und mit Antonio ein neues Leben zu beginnen. Alle dachten, dass Sie nach Ihrem Auftauchen keinen Kontakt mehr zu Ihrer Familie wünschten.“

Entsetzt starrte der Professor von einem zum anderen. „Aber wenn ich nur irgendein Zeichen bekommen hätte, dann hätte ich doch sofort Kontakt aufgenommen!“, erwiderte er heftig. „Nun, Vater, du hattest dein Zeichen, denn wir hatten Kontakt! Ich sagte dir damals, ich sei dein Sohn ...“

 

Der Professor überlegte kurz. „Antonio, ich erinnere mich da nur an eine Situation vor einigen Jahren in New York, als bei einer Konferenz ein Mann auf mich zukam und sagte, er wäre mein Sohn. Ich habe ihm gesagt, er solle sich mit solchen unpassenden Aussagen zurückhalten. Aber auf keinen Fall kannst DU dieser Mann gewesen sein!“ Nach‐drücklich schüttelte er den Kopf, um seine Worte zu bekräftigen.„Doch, das war ich!“, gab Antonio genauso vehement zurück. „Das kann nicht sein! Der Mann von damals war mit Sicherheit Mitte vierzig und ein Logenmeister“, wehrte sich der Professor erneut.

 

Antonio sah den Professor mit Tränen in den Augen an und erwi‐derte „Sieh mich an Vater! Die Jahre, die du in Agartha verloren hast, haben mich zu diesem Mann gemacht, der jetzt vor dir steht!“ Der mysteriöse Anzugsträger unterbrach den Disput mit einem kleinen Schlag auf den Tisch mit seiner flachen Hand. „Genug jetzt!“,warf er ungeduldig ein. „Ihr habt später noch genügend Zeit, um euch kennenzulernen. Wir müssen vorrangig wichtigere Dinge besprechen. Professor, Sie haben das Innere Agarthas sowie das Zentrum der inne‐ren Stadt erblickt. Sie haben die dunkle Seite erfahren, die dunkle Seite Ihrer eigenen Seele und die der Welt und haben die Schwarzen Sonne gesehen. Antonio ist auf Sie aufmerksam geworden, als Sie wieder unter den Lebenden weilten, und ist dann in Ihre Fußstapfen getreten.“

 

Antonio sah zum Professor hinüber und nickte mit dem Kopf. „Ja, genau so war es. Nachdem du verschwunden warst, stand ich irgendwie neben mir ...“ Mühsam suchte Antonio nach den richtigen Worten, um seinem Vater die seelische Zerrissenheit zu erklären, die er nach dem Verschwinden seines Vaters erlebt hatte. Schließlich hatte er sich wie‐der aufgerappelt und bei den Freimaurern neuen Halt gefunden. Auf‐grund des hohen Ranges, den der Professor selbst bei den Freimau‐rern genossen hatte, war es für Antonio leicht gewesen, sich in der Loge nach oben zu arbeiten und sich in die Geheimnisse der Loge und anderer politischer Geheimnisse einzuarbeiten.

 

Antonio griff nach dem Koffer, den der geheimnisvolle Anzugträ‐ger zuvor dort abgestellt hatte, und forderte dann seinen Vater dazu auf, den Inhalt des Koffers herauszunehmen. Als der Professor jedoch kaum seine Hand danach ausgestreckt hatte, griff plötzlich der mys‐teriöse Mann, der seinen Namen immer noch nicht preisgegeben hatte, nach ihr und packte fest zu.

 

„Professor, bevor Sie diesen Koffer öffnen und den Inhalt an sich neh‐men, sollten Sie Folgendes bedenken: Die Realität, so wie Sie sie kennen, wie Sie vermeintlich festgeschrieben ist, ist nicht das, was wirklich ist! Sind Sie sich bewusst, womit Sie es hier zu tun haben?“

Der Professor befreite sich wütend aus dem festen Griff des ge‐heimnisvollen Mannes und rieb sein schmerzendes Handgelenk. So langsam wollte er endlich wissen, was hier gespielt wurde. „Nein, ich weiß ja momentan noch gar nichts, nicht mal mit wem ich es hier zu tun habe. Sie haben sich bisher immer noch nicht vorgestellt! Alles, was ich weiß, ist nur, dass mein Sohn allem Anschein nach lebt und er und ich fast dasselbe Alter haben. So langsam erwarte ich jetzt ein paar Er‐klärungen von Ihnen!“

 

Der Mann sah die Zeit für Erklärungen offensichtlich noch nicht gekommen und sah dem Professor lediglich eindringlich in die Augen, als er antwortete. „Ich werde Ihre Fragen zu einem späteren Zeit‐punkt beantworten, wenn wir uns wieder sehen. Studieren Sie zunächst das Buch, das sich in dem Koffer befindet und Sie werden zu gegebener Zeit erfahren, was es für ein Geheimnis birgt.“

Der Professor war etwas erstaunt über diese plötzliche Wendung der Situation. Sein Sohn stand neben ihm und nickte zwei, drei Mal mit dem Kopf. Dann verließ der mysteriöse Mann zügig den Raum. Aber nicht durch die Tür, durch die sie eingetreten waren und die sich selbst verschlossen hatte, sondern durch die andere, durch die sein Sohn den Raum betreten hatte. „Antonio, was ist hier los? Wer ist denn dieser Mann und warum verschwindet er plötzlich? In was will er mich einweihen?“ Verwirrt blickte der Professor seinen Sohn an, in der Hoffnung, von diesem endlich einige Informationen zu erhalten.

 

„Vater, hast du während deiner Logenzeit etwas von einem Herrn namens Chef de Bien gehört?“ Die Frage kam ganz unerwartet und der Professor musste eine Sekunde nachdenken. „Nein, der Name ist mir nicht bekannt. Warum fragst du? Wer ist dieser Mann?“

„Nun dieser Chef de Bien hat im Jahre 1784 genau hier in diesen ehe‐maligen Kellergewölben neben dem Louvre Museum den sogenannten „Raum der Riten“ gegründet. Die Gründung begann mit einem großen Ereignis, einem Weltkongress aller hochrangigen Logenbrüder der Frei‐maurer. Genau hier in diesem Raum.“

 

Der Professor sah Antonio an und musste nachhaken. „Nun gut, wir sind an einer historisch bedeutsamen Stätte, aber das erklärt noch nicht, um was es geht und wer der Mann ist, der soeben verschwunden ist. Oder der andere Herr, der uns hereinbegleitet hat und mittlerweile wohl auch den Raum verlassen hat. Wer sind diese Leute?“

„Vater, der Mann der dich hierher gebracht hat und der bereits ge‐gangen ist, das war Chef de Bien!“ .....

 

Leseprobe aus - Die Goldene Stadt im Untersberg 2, Die Kronos Offenbarung 

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0